Zwei Männer, ein Feuer und mein offenes Fenster

Er hat es schon wieder getan. Jetzt mitten im Winter. Ohne Vorwarnung. Ok, mit Vorwarnung ist es auch nicht besser, aber zumindest bin ich dann vorbereitet. So liege ich in meinem Bett und bin ihm schutzlos ausgeliefert. Und das alles nur, weil das Fenster offen war.

 

 

Angriff durch das Schlafzimmerfenster

Es hat vor ein paar Jahren klein angefangen. Aber ich hätte es ahnen müssen, wenn ein Mann im Spiel ist, kann das Ganze nur Ausarten. Das Problem: mein Nachbar W. grillt. Leider nicht nur leidenschaftlich gerne, sondern auch noch richtig gut. Und damit dementsprechend oft. Alles kein Problem, wenn der Grillduft Respekt vor meinem offenen Schlafzimmerfenster hätte. Hat er leider nicht und so liege ich um elf Uhr Abends im Bett, umgeben von verführerischem Grillduft und habe nur eines – HUNGER. Wobei mein Nachbar W. ja kein Einzelfall ist. Ich meine jetzt in Bezug auf diese etwas eigene Beziehung: Männer und Grillen.

 

Hängematte gegen Männer

Kann mir jemand erklären, wieso die meisten Männer nicht einmal wissen, wo im Haus der Herd zu finden ist, aber sofort jeden Grill an sich reißen. Allerdings nur den Grill! Vergangenen Sommer. Wir waren mit Freunden grillen. Ganz wild-romantisch am Bach. Leises Geplätschere. Wir Mädels lagen in der Hängematte, einen Piccolo-Sekt in der einen Hand, eine Zeitschrift in der anderen. Dazwischen seichtes Fachsimpeln über das Leben. So intellektuell wie das bei 35 Grad eben möglich ist. Kurzum Harmonie pur. Bis zu diesem einen Satz: „Mädels könnt ihr schon einmal alles zum Essen herrichten.“ Also Hängematte ade und hin zu den Taschen und Auspacken. Ist doch eh klar, dass meine liebe Freundin J. und ich das machen, nachdem sich meine bessere Hälfte und ihr Mann M. um das Feuer kümmern. Brennt so ein Feuer eigentlich nicht von allein, oder wieso muss es von vier männlichen Augen, die zu zwei männlichen Wesen mit Bier in der Hand gehören, beobachtet werden?

 

Wenn das Feuer davonläuft

Dass diese männlichen Wesen nicht fähig sind, sich das Fleisch aus der Tasche drei Meter neben ihnen selbst zu holen, ist auch verständlich. Was soll´s. Nach zwei Minuten liegen wir wieder in der Hängematte. Piccolo-Sekt in der einen Hand. Zeitschrift in der anderen. Bis zum seichten Fachsimpeln kamen wir nicht mehr, weil da kam dieser eine Satz. „Könnt ihr uns bitte einmal das Grillbesteck geben.“ Eh klar, das Feuer muss bewacht werden, könnte ja davonlaufen, während einer der Männer das Grillbesteck in drei Metern Entfernung holt. Aber was macht man nicht alles, wenn Mann einmal für uns Frauen kocht. Also raus aus der Hängematte. Vier Meter rüber zum Grillbesteck. Drei Meter weiter gehen zu den kochenden Männern und dann wieder sieben Meter retour. Rein in die Hängematte. Den Piccolo-Sekt in die eine Hand nehmen. Die Hand nach der Zeitschrift ausstrecken, und das war es dann auch schon wieder. Die Jungs brauchten einen Teller.

 

Zwei Männer und ein Grill

Dass die zwei Männer direkt bei der Grillstelle essen, versteht sich von selbst, dass wir Frauen ihnen deshalb den Salat bringen müssen, versteht sich nicht ganz von selbst, aber was soll´s, immerhin haben die Männer gekocht. Und dass die Glut nach dem Grillen mit einem weiteren Bier in der Hand beobachtet werden muss, während wir Frauen uns um den Abwasch und das Aufräumen des Geschirrs kümmern, ja auch das versteht sich von selbst. Nur diesen einen Satz, den versteh ich bis heute nicht ganz: „Heute hattet ihr es wirklich einmal fein und konntet ausspannen, heute haben wir für euch gekocht.“ Aber vielleicht kommt in mir noch das notwendige Verständnis auf, immerhin bis zum nächsten Mal grillen vergehen noch ein paar Monate. Außer bei meinem lieben Nachbarn. Der hat leider noch nichts davon bemerkt, dass der Sommer vorbei ist und grillt sich fröhlich durch den Winter.

 

 

P.S. Bevor mein lieber Freund M. samt meiner besseren Hälfte jetzt nicht mehr für uns grillen – liebe Männer es hat hervorragend geschmeckt ;-)

 

DANKE für´s Teilen ;-)


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